„Klimaschutz vor Denkmalschutz“
Mit „Weniger ist mehr“ ist die Strategische Planung der Landeskirche überschrieben, die in einem Bericht von Direktor Werner vorgestellt wurde. Dabei gehe es nicht darum, dass die Kirche immer kleiner werde ohne sich selbstkritisch zu hinterfragen oder Veränderungsprozesse anzunehmen, so Herr Werner, sondern vor allem sich stärker zu fokussieren. Matthias Böhler strich im Gesprächskreisvotum von Kirche für morgen heraus, dass wir dringend eine Kultur des Weglassens entwickeln müssen. Fokussierung darf nicht zu Lasten neuer Initiativen und Ideen gehen. „Weniger machen – heißt mehr Experimentierraum!“, so Matthias Böhler.
Mit Blick auf das strategische Ziel einer klimaneutralen Kirche sprach er sich dafür aus, dass Klimaschutz vor Denkmalschutz stehen müsse. „Unsere Gebäude sind keine Museen, sondern Ausdruck einer aktuellen Botschaft, die sich den Herausforderungen dieser Zeit stellt und sie annimmt. Es wäre doch super, wenn wir ein 1000-Dächer-Programm auflegen könnten, um Kirchengemeinden konsequent dabei zu unterstützen Photovoltaik-Anlagen auf ihre Kirchendächer zu bauen.“
Deutliches Zeichen gegen sexualisierte Gewalt
Mit der einstimmigen Verabschiedung des Gewaltschutzgesetzes hat die württembergische Landessynode ein deutliches und sichtbares Zeichen gegen sexualisierte Gewalt gesetzt. Damit einher gehen die Verantwortung und Verpflichtung, den Schutz vor sexualisierter Gewalt zukünftig in allen kirchlichen und diakonischen Arbeitsfeldern zeitnah umzusetzen.
Das Gesetz schreibt in allen kirchlichen Einrichtungen Schutzkonzepte und Prävention verbindlich vor. Künftig müssen kirchlich Mitarbeitende in Abständen von 5 Jahren regelmäßig ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen.
Kirche für morgen brachte mit der Unterstützung aller Gesprächskreise den Antrag: „Schaffung notwendiger Personalressourcen für die eigenständige und unabhängige Aufarbeitung des Themas sexualisierte Gewalt“ ein.
Die vorhandenen Stellen für das Thema sexualisierte Gewalt werden der Brisanz des
Themas nicht gerecht und reichen für die unten beschriebenen Herausforderungen nicht aus.
Es sollen damit auch ausreichend finanzielle Ressourcen für die Betroffenen sexualisierter Gewalt für Beratung, Begleitung, Aufarbeitung, Sicherstellung ihrer Lebensführung sowie Hilfe bei Unterkunft aber auch für Präventionsmaßnahmen verfügbar gemacht werden. Die Entwicklung flächendeckender, präventiver Schutzkonzepte und notwendiger Interventionen in Kirchengemeinden und Einrichtungen von Kirche und Diakonie stellen uns vor große Herausforderungen.
Friedenstiften durch Impfpflicht?!
Das Thema der aktuellen Stunde war „Friedenstiften durch Impfpflicht?!“. Nachdem Landesbischof July schon zu Beginn der Tagung klar zur Impfung aufgerufen hatte, meldeten sich in der aktuellen Stunde viele Synodale zu Wort. In den meisten Statements wurde für die Impfung geworben. Darüber hinaus wurde aber auch der innere Konflikt in der Entscheidung für bzw. gegen eine Impfpflicht deutlich. Unter anderem sprach sich Ralf Walter von Kirche für morgen für die Impflicht als dauerhafte Friedenspenderin aus. Seiner Meinung nach sieht er dies jedoch als drastische Maßnahme in einer Krisensituation. Andere Synodale sprachen davon, dass man als Kirche für die Impfung werben müsse. In Blick auf die kommenden Wochen betonte Steffen Kern von der Lebendigen Gemeinde die Freiheit des Einzelnen. Er sagte jedoch auch, dass eine Impfpflicht als letztes Mittel nicht unethisch sei. Hans-Ulrich Probst verlas eine Erklärung der Offenen Kirche, die auf die soziale Verantwortung aufmerksam machte und, ähnlich wie Steffen Kern, die Impfpflicht als letztes Mittel für möglich hielt.
Haushaltsplan 2022 – „Luft nach oben“
Die Verabschiedung des Haushaltsplans am dritten Synodaltag bildete den Höhepunkt der Herbstsynode, wird doch mit den finanziellen Mitteln die Grundlage aller Vorhaben gelegt. Der landeskirchliche Haushaltsplan 2022 umfasst ein Volumen von 697,7 Millionen Euro (2021: 727,3 Millionen Euro) und ist insgesamt fast ausgeglichen. Es gehen einerseits Mittel in die Personalversorgungs- und Gebäuderücklage und es werden Rücklagen für den Ausgleich des Haushalts eingeplant. Die geplanten Sparquoten für den Haushalt der Landeskirche (0,9%) und die Weiterleitung an die Kirchengemeinden (0,7%) allen noch moderat aus. Finanzdezernent Oberkirchenrat Herr Kastrup wies auf die Notwendigkeit hin, zielgerichtet zu sparen, um die Finanzziele bis 2030 erreichen zu können. Dementgegen forderte Götz Kanzleiter in seinem Gesprächskreisvotum neben dem sparorientierten Haushalten mehr Mut für Investitionen in frische Ideen und Aufbrüche. „Neben der notwendigen Entscheidungen bezüglich der Posterioritäten und Einsparmöglichkeiten geht es gleichzeitig um Transformation und Weiterentwicklung. Dazu brauchen wir Experimentier- und Projekträume. Zur Gewinnung von Kirchenunterstützern braucht es eine optimistische Grundhaltung und Experimentierräume für innovative neue Wege“, so Götz Kanzleiter in seinem Votum. Götz Kanzleiter lenkte den Blick auf die bereits gelingenden Hoffnungszeichen am Landeskirchlichen Aufbruchshorizont. Er benannte exemplarisch die Projekte „neue Aufbrüche“ und das Projekt „Aufbruch Quartier“ und wünschte sich mehr Ressourcen für die Leuchtturminitiativen. „Die 10 Pfarrstellen im Projekt „Neue Aufbrüche“ entsprechen ca. 0,5% aller Pfarrstellen. Da wäre noch „Luft nach oben“ so Götz Kanzleiter.