Hohe Synode, verehrte Präsidentin,
Die aktuelle Debatte ist ernst und zielt auf den Beschluss des Haushaltgesetzes 2022, damit schaffen wir die Grundlage für unsere strategischen Ziele im nächsten Jahr. In drei Punkten reflektiere ich unseren grundsätzlichen Umgang mit den Finanzen.
Komplexität reduzieren-Steuerung ermöglichen
„Die Reduktion von Komplexität ist zentrale Aufgabe strategischen Unternehmensmanagements.“ So lautet ein Kernsatz in meinem Organisationshandbuch. In diesem Sinne schließe ich direkt an Punkt 3 des Berichtes von Herrn Kastrup an: „wir werden an den Vereinfachungen unserer Strukturen arbeiten und Komplexität aktiv reduzieren und damit übermäßige Verwaltung vermeiden“. Diese Absicht möchten wir vom Gesprächskreis KFM unterstreichen. Damit wir als Synode gut mit komplexen Haushaltsplänen umgehen können brauchen wir gut aufbereitete Zahlen und nützlich betriebswirtschaftliche Instrumente damit wir unsere synodale Finanzverantwortung ausüben können. Die neue Werbebroschüre „Kirchensteuer wirkt“ ist ein erster Versuch von Vereinfachung und gleichzeitiger Pointierung. Diese Art der Darstellung überwindet die sonst übliche Aufteilung der Geldströme in einen landeskirchlichen und einen gemeindlichen Teil und macht dadurch transparent, in welchen Bereichen die Landeskirche ihre inhaltlichen Schwerpunkte legt. Vielen Dank – Ihnen Herr Kastrup und allen Mitarbeitenden im Dezernat 7 für Ihre Arbeit und für alle Bemühungen, unsere komplexen Strukturen in lesbare Haushaltspläne zu übersetzten.
An den Stärken ansetzen
Wir sind mit dem Rückgang an Mitglieder und an Ressourcen beschäftigt. Und vergessen dabei all zu leicht , auf das zu blicken, was wir haben. Sowohl global wie auch historisch betrachtet hatten Christinnen und Christen niemals mehr an Personal, an Ausstattung, an Technik und Fahrzeugen und an Absicherung. Im diesem Sinne möchte ich zwei Leuchturmprojekte exemplarisch herausgreifen und damit unsere landeskirchlichen Stärken in den Fokus stellen: Denken Sie an unser Projekt „Neues Aufbrüche“. 10 kreative Pfarrerinnen und Pfarrer experimentieren in alten und neuen Räumen, mit neuen Ideen. Das ist begeisternd, diese Projektgeschichten machen Lust und schaffen Motivation, sowohl bei den Stelleninhabern wie auch bei den beteiligten Ehrenamtlichen. Das sind Sonderstellen, die im Pfarrplan und für die Gemeindestellen rechnerisch fehlen, aber andererseits Synergien schaffen. Diese Leuchtturm-Projekte wirken in die Öffentlichkeit und bieten auch spannendes Entwicklungspotential für die Stelleninhaber. Bei aktuell ca. 1750 Pfarrstellen sind diese 10 Stellen bescheidene 0,5 %. Und damit gib es noch genügend Experimentierluft nach oben.
In meiner Vision konkurrieren diese Personalstellen nicht mit den traditionellen Gemeindestellen, sondern sind Ergänzung, Erweiterung und befruchtende Motivation. In multiprofessionellen Teams entwickeln Pfarrerinnen, Diakoninnen, Kirchmusikern, Jugend- und Gemeindereferenten, Verwaltung und Organisationsdienstleisterinnen zusammen mit ehrenamtlichen eine bunte einladende Kirche, die gemeinsam Neues entwickeln und gemeinsam überlegen, was sie dafür lassen. Und nicht zu vergessen das Projekt Aufbruch Quartier; angesiedelt im Zwischenraum von Diakonischem Werk, von LAGES und PTZ werden hier unter dem Schlüsselwort „Trialog“ die kirchlich-diakonischen Partner vor Ort auf einander hin gewiesen und über die einzelnen Kirchtürme hinaus auf die Menschen in der Nachbarschaft, in Quartier und Gemeinwesen aufmerksam gemacht. Daraus haben sich schon knapp 50 hoffnungsvolle Projekte ergeben, die Menschen ansprechen und neue Nutzungsideen für kirchliche Gebäude mit entwickeln. Motivierende und vielfältige Aufbruch-Geschichten die mich freuen und stolz machen. Super geeignet um damit das Bild von Kirche in der Öffentlichkeit zu prägen.
Hoffnung schafft Motivation
Komplexe Haushaltsplanstrukturen sind Spiegel einer komplexen Kirchenstruktur. Aufgebaut in vielen Jahren, mit dem guten Ziel, Kirche Jesu Christi zu bauen. Mit der Geschichte vom Königs-Bäcker aus dem Nachbardorf nun mein Versuch diese Komplexität etwas zu reduzieren: Herr König, Bäckermeister in langer Familientradition war in die reifen Jahre gekommen. Etwas kurzsichtig und leicht schwerhörig, nahm er neue Trends wenig wahr. Aber seine Brezeln waren immer noch die Besten in der Region. Lecker, schmackhaft und von bester Qualität fanden diese Brezeln reißenden Absatz. Der Bäckermeister musste, um die Nachfrage bedienen zu können, weitere Backöfen anschaffen, für den boomenden Verkauf rief er sogar seine Kinder vom Studium zurück in die Backstube. Aber dann sagte der Sohn: „Vater, bist du gar nicht informiert. Die Inflation steigt, eine Rezession kommt auf uns zu. Du solltest nicht mehr investieren.“ Der Vater dachte: Mein Sohn hat studiert, er schaut Fernsehen und Internet, der muss es wissen. Also verringerte er seine Mehlvorräte, dann sparte er an der Qualität des Teiges und machte die Brezeln etwas kleiner. Zuletzt verkaufte er einen Backofen, steigerte seine Liquidität um für die „Schlechten Zeiten“ gerüstet zu sein.
Und das Schlimmste: Die Sorge um die Zukunft lies in missmutig werden und unfreundlich zu seinen Kunden. Das Ergebnis ließ nicht lange auf sich warten. Der Absatz an Brezeln fiel und fiel, unaufhaltsam. „Du hattest Recht, mein Sohn“, sagte der Vater, „es steht uns eine schwere Rezession bevor.“ Ich hielte es tatsächlich für eine Sünde, in der Krise nicht so zu planen, als ob „die Kirche nicht jung ist und ihre große Zukunft noch vor sich hat“ so ein Zitat von Fulbert Steffensky. In diesem Sinne haben wir eine doppelte Herausforderung für unserer zukünftige Strategie und Haushaltspolitik: Neben der notwendigen Entscheidungen bezüglich der Posterioritäten und Einsparmöglichkeiten geht es gleichzeitig um Transformation und Weiterentwicklung. Dazu brauchen wir Experimentier- und Projekträume genauso wie die bewährte Arbeit in Gemeinden, Bezirken, in Werken und Verbänden wie auch auf Landeskirchenebene. Hoffnung schafft Motivation, das Beste kommt noch!