Newsletter zur Sommersynode 2019

Vom 4. bis 6. Juli 2019 tagte die 15. Württembergische Evangelische Landessynode im Hospitalhof Stuttgart. Was wurde diskutiert, was wurde beschlossen, wie haben sich die Synodalen der Reform-Initiative Kirche für morgen eingebracht? Was haben sie angestoßen und bewegt? Lesen Sie dazu die Berichte unserer Synodalen mit zitronenfrischen Eindrücken aus Stuttgart.

Inhalt

  1. Abschlussbericht Maßnahmepaket I Diakonat – Ein Abschluss, der nicht abgeschlossen werden darf – von Martin Allmendinger
  2. Langfristige Projektion der Kirchenmitglieder und des Kirchensteueraufkommens in Württemberg – Signal zum Aufbruch – von Tobi Wörner
  3. Nachhaltige Förderung der Kindergartenarbeit – Für ein Ende des Schattendaseins – von Kai Münzing
  4. Kirchengesetz zur Einführung von Personalgemeinden auf Kirchenbezirksebene – Einbindung von neuen Gemeindeformen – von Willi Beck
  5. Mittelfristige Finanzplanung 2019 bis 2023 – Viel Geld für wenig Neues – von Kai Münzing
  6. Wahl/Bestätigung von Oberkirchenräten durch die Landessynode – Es bleibt beim alten System – von Peter L. Schmidt

1. Abschlussbericht Maßnahmenpaket I Diakonat – Ein Abschluss, der nicht abgeschlossen werden darf

Die 14. Landessynode hatte bei ihrer Beschäftigung mit dem Diakonat u.a. den Sonderausschuss Diakonat ins Leben gerufen, dessen Vorsitzender Martin Allmendinger war. Dieser erarbeitete ein Maßnahmenpaket, dessen Ergebnisse OKR Dr. Norbert Lurz nun in einem umfangreichen Bericht vorgestellt hat.

Der Kfm-Synodale Martin Allmendinger hat diesen Bericht im Auftrag des Ausschusses für Diakonie kritisch ergänzt.

Dabei machte er deutlich, dass vieles auf den Weg gebracht, jedoch die Zukunftssicherung des Diakonats erst ansatzweise erreicht werden konnte. So konnten beispielsweise durch gelungene Projekte etliche Arbeitsbereiche im Diakonat neu konzipiert, erprobt und evaluiert werden.
Jedoch konnte die Fragestellung einer zentralen Anstellung nicht wunschgemäß erprobt werden. Dies scheiterte bislang an der Bereitschaft vieler Anstellungsträger (meist Kirchenbezirke), sich auf eine Strukturerprobung einzulassen, obwohl die Angebote der Landeskirche mit großem finanziellem wie personellem Aufwand gefördert wurden und werden.
Manches ist auf den Weg gebracht, vieles angedacht und in der Praxis erprobt. Jedoch sind wir für eine nachhaltige Zukunftssicherung des Diakonats auf einem steinigen Weg.

Mit der Änderung der Präambel des Diakoninnen – und Diakonengesetzes im Jahr 2013 hatte die Landessynode den Weg für weitere dringend notwendige Gesetzesänderungen geebnet. Leider ist diesbezüglich in den vergangenen sechs Jahren nichts passiert. Dies wurde vom Martin Allmendinger heftig kritisiert. Er forderte den Oberkirchenrat auf, zum Beginn der 16. Synode endlich Ergebnisse vorzulegen. Wir von Kfm sind gespannt und werden scharf beobachten, bis wann welche Veränderungen zur Zukunftssicherung dann in die Synode eingebracht werden.

Das Maßnahmenpaket I sollte mit diesem Abschlussbericht zu einem Ende gebracht werden, ist aber für die meisten Synodalen wohl ein Potemkin’sches Dorf geblieben. Nachfolgerinnen und Nachfolger in der kommenden Synode haben dafür zu sorgen, dass dieser Bericht nun doch in eine gute Zukunft des Diakonats führt.

Hier geht’s zum Bericht von Martin Allmendinger und hier zum Bericht von OKR Lurz.

von Martin Allmendinger

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2. Langfristige Projektion der Kirchenmitglieder und des Kirchensteueraufkommens in Württemberg – Signal zum Aufbruch

Halbierung der Kirchenmitgliederzahlen bis zum Jahr 2060 – das ist deftig! Fabian Peters von der Uni Freiburg war zu Gast auf der Synode und präsentierte die Ergebnisse seiner Forschung: Die Projektion der Entwicklung der Kirchenmitglieder in den nächsten Jahrzehnten. Wie gut, dass dieses Thema nun richtig zentral ins Plenum gebracht wurde.

Die Studie sagt: Nur die Hälfte des Mitgliederschwundes ist der Demografie geschuldet – die andere Hälfte liegt an gut beeinflussbaren Faktoren. Darüber diskutieren wir von Kfm natürlich gerne!

Bei diesem Thema kommen die Unterschiede der Gesprächskreise, besonders im Bezug zum Kirchenbild, sehr deutlich zum Vorschein.

Der Kfm-Synodale Tobi Wörner sagte in seinem Votum vor der Synode:
„Herausfordernde Phänomene sind eine Einladung in die Weite. Heute ist dran, über tatsächliche Kirchentransformation zu reden.
Öffnen wir uns für die Unerreichten – Mitglieder und Nicht-Mitglieder.
Öffnen wir uns für die Milieus, von denen wir jetzt echt schon lange reden.
Öffnen wir uns für die Alterszielgruppe, die am häufigsten austritt: Junge Erwachsene. Öffnen wir uns für verschiedene Gottesdienststile. Wirklich.
Öffnen wir uns für eine neue theologische und strukturelle Weite.

Wie wollen wir das tun?
Wir sagen: 10 % für den Aufbruch! Lassen wir 90 % unserer kirchlichen Arbeit gern so weiterlaufen wie bisher UND investieren wir 10 % für Neues.

Stellen Sie sich das mal vor: 10 % der Finanzen gehen in Innovationen. 10 % des Personals setzen wir für Menschen ein, die wir bisher noch nicht erreichen. 10 % unserer Tagesordnungspunkte beschäftigen sich mit neuen Ideen für die Zukunft. Und 10 % unserer Ressourcen richten wir so aus, dass Nicht-Mitglieder davon profitieren. Das wär doch mal eine Öffnung, die in die Weite führt.“

Dafür stehen wir von Kfm auch in der Zukunft.

Hier geht es zum gesamten Votum und hier zur Präsentation von Fabian Peters

von Tobi Wörner

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3. Nachhaltige Förderung der Kindergartenarbeit – Für ein Ende des Schattendaseins

Sämtliche Erkenntnisse diverser Milieuuntersuchungen zeigen den großen Schatz der Evangelischen Kindergartenarbeit. In keinem anderen Arbeitsfeld der Kirchengemeinden ist die Möglichkeit so groß, über die Eltern- und Familienarbeit gemeindenahe, sozialdiakonische Arbeit in den sogenannten Sozialräumen und Quartieren einer Gemeinde als Kirche gestalten zu können.

Dennoch, und wider besseres Wissen, wurde Evangelische Kindergartenarbeit seitens der Kirchenleitung und einiger Gesprächskreise nur in Schaufensterreden in den Fokus gerückt.
Deutlich wird dies daran, dass Kindergartenarbeit weder zu höheren Kirchensteuerverteilbeträgen führt, noch dass sie Einfluss auf Pfarrplanberechnungen hat!

Kirche für morgen, insbesondere Kai Münzing, hat sich während der 15. Landessynode sehr stark für die Unterstützung der Evangelischen Kindergartenträger sowohl im Bereich der dauerhaften Finanzierung als auch im Bereich der Verwaltungsunterstützung eingesetzt.

Beides konnte nun auf unsere Initiative hin zum Ende der Legislatur realisiert werden und dient der Entlastung der Kirchengemeinden und den Pfarrer*innen in den Gemeinden.

Hier findet sich der entsprechende Antrag – kurz und knapp.

von Kai Münzing

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4. Kirchengesetz zur Einführung von Personalgemeinden auf Kirchenbezirksebene – Einbindung von neuen Gemeindeformen

2014 haben wir einen Antrag (14/14) mit der Bitte um adäquate Einbindung von neuen Gemeindeformen in die Landeskirche eingebracht.

Nach langem Ringen wurde das Anliegen jetzt mit großer Mehrheit in Gesetzesform gegossen: In Zukunft wird es also möglich sein, dass neue Gemeindeformen auf Kirchenbezirksebene angesiedelt werden können und die Enge der Parochie aufgelöst wird. Personale Gemeinden im Kirchenbezirk werden in die kirchenbezirkliche Arbeit integriert, das Leitungsgremium wird zum Kirchengemeinderat, der – wie in den anderen Kirchengemeinden auch – für 6 Jahre von ihren Mitgliedern gewählt wird.

Freilich können die gesetzlichen Rahmenbedingungen auch als Verhinderungsbedingungen wahrgenommen werden. Trotzdem, es ist ein Schritt in die richtige Richtung, dass neue Initiativen, die sich zu Gemeinden entwickeln, eigene Strukturen abbilden, Mitglieder haben, Personal anstellen können usw. und dabei eine weitere Möglichkeit zur Anbindung an die Landeskirche haben.

Ihr Haushalt wird als Sonderhaushalt beim Kirchenbezirk geführt, ab 150 Mitgliedern kann eine Bezirksanbindung erfolgen; ihr Personal zählt nicht zum Stellenplan des Kirchenbezirks.

Darauf kann man aufbauen, unsere Kirche bewegt sich schrittweise. Kirchensteuern erhalten diese Personalgemeinden jedoch nicht. Diese folgen nach wie vor dem Wohnort, an dem ihre Mitglieder wohnen und gehen an die jeweilige parochiale Kirchengemeinde. Eine Veränderung in dieser Sache bleibt einer kommenden Synode vorbehalten.

Nun gilt es, mutig vorwärts zu gehen, so dass sich weitere Personalgemeinden herausbilden und die Kirchenbezirke bereichert werden.

Hier findet sich das Gesetz, das zum 1.1.2020 in Kraft treten wird.

von Willi Beck

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5. Mittelfristige Finanzplanung 2019 bis 2023 – Viel Geld für wenig Neues

Unser Kfm-Synodaler Kai Münzing, stellvertretender Vorsitzender des landeskirchlichen Finanzausschusses, hielt das Gesprächskreisvotum zur Mittelfristigen Finanzplanung der Landeskirche, die von OKR Dr. Martin Kastrup vorgetragen worden war.

Wiederholt legte er den Finger in die Wunde, dass die Finanzmittel der Landeskirche im engeren Sinne und auch die der Kirchengemeinden nach wie vor in die Erhaltung von vorhandenen Strukturen und veralteten, verkrusteten Angebotsformen fließen. Sehr viel tiefer ist allerdings die Wunde, dass nach wie vor keine oder zumindest viel zu wenig Mittel in Neues und Innovatives investiert werden.

Mit seiner Forderung, 90 % für die Bewahrung und Fortführung von Bewährtem und 10 % für Innovatives und Neues (sozusagen für Startups) einzusetzen, knüpfte er unmittelbar an das Votum von Tobi Wörner an.

Hier geht es zum Votum und hier zum Bericht von Dr. Kastrup.

von Kai Münzing

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6. Wahl/Bestätigung von Oberkirchenräten durch die Landessynode – Es bleibt beim alten System

Kirche für morgen will eine Beteiligungskirche, eine Kirche von unten – da sind wir uns einig!

Darum unterstützten die meisten unserer Synodalen auch von Herzen einen Antrag der Offenen Kirche, der zum Ziel hatte, unsere Kirchenverfassung dahingehend zu ändern, dass bei der Wahl der Mitglieder des OKR-Kollegiums ein Letztentscheidungsrecht der Synode eingeführt wird, und wenn es auch nur darin besteht, die Wahl, die der Landeskirchenausschuss durchführt, zu bestätigen.

Der Antrag stellte auch stärkere Mitwirkungsrechte wie z. B. die Direktwahl der Kollegiumsmitglieder durch die Synode zur Disposition. Leider konnte sich die Mehrheit der Synode, v. a. getragen durch die konservative Mehrheit (LG) und die sog. Mitte (EuK), nicht einmal zur sanftesten Mitwirkungsmöglichkeit durchringen.

Auch wenn wir manche Bedenken (z. B. die Sorge, dass der für die Wahl zuständige Landeskirchenausschuss geschwächt wird) ernst nehmen, bedauern wir es, dass sich die Synode an dieser Stelle wieder einmal nicht mutig und veränderungsbereit gezeigt hat.

Hier findet sich der Antrag nebst Begründung.

von Peter L. Schmidt

Die Berichterstattung der Landeskirche finden Sie hier.

Kirche, quo vadis?

Jens Schnabel bei der Veranstaltungsreihe „Kirche im Dialog“

Im Rahmen der Reihe „Kirche im Dialog – Die Veranstaltungsreihe, die tiefer blickt“ fand am Freitag, den 7. Juni, der dritte Abend in der gut besuchten Matthäuskirche in Backnang statt. Das Thema: „Kirche, quo vadis? Das Kirchenbild der verschiedenen Geprächskreise der Landessynode mit leitenden Synodalen der vier Gesprächskreise.“ Auf dem Podium vertreten waren Matthias Hanßmann (Lebendige Gemeinde), Ernst-Wilhelm Gohl (Evangelium u Kirche), Elke Dangelmaier-Vincon (Offene Kirche) und Dr. Jens Schnabel (Kirche für morgen).

Die Vertreter der vier Gesprächskreise sollten nacheinander ihr Kirchenbild vorstellen. Elke Dangelmaier-Vinçon berief sich dabei vor allem auf den Namen Ihres Gesprächskreises und forderte eine offene Kirche, als Raum, in dem alle willkommen sind, während Matthias Hanßmann den hohen Stellenwert der Bibel sowie die Bedeutung des Ehrenamts betonte und sich mehr missionarische Strahlkraft wünschte. Vielleicht brauche es dafür neue Gemeindeformen, sagte der Vertreter der LG.  Ernst-Wilhelm Gohl von der EuK legte Wert darauf, dass Wohnort-Gemeinden und neue Gemeinden nicht gegeneinander ausgespielt werden, dass das Theologiestudium der Regelzugang zum Pfarrberuf bleibt und auf eine selbstbewusste Kirche mit dienenden Strukturen.

Dr. Jens Schnabel, 1. Vorsitzender von Kfm, stellte das Stichwort Beziehung in den Mittelpunkt: „Kirche ist Beziehungsgeschehen!“ Daran entfaltete er vier Beziehungsdimensionen. „Erstens, wir als Kirche wenden uns der Welt zu. Die Zuwendung zur Welt umfasst die ganze Schöpfung. Diakonisches Handeln, Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind Teil ihrer Aufgabe.“, so Schnabel. Außerdem müsse sich die Kirche einander zuwenden, eine starke Gemeinschaft bilden, einander stützen und als Gemeinde gemeinsam die Liebe Gottes feiern. Die dritte Dimension stellt die Ökumene dar: „Christliche Gemeinden arbeiten zusammen, helfen sich, innerhalb des Ortes, der Stadt sowie auch weltweit.“ Als vierten Baustein sieht er die Spiritualität, die Zuwendung zu und die Suche nach Gott. „Entscheidend ist, dass alle vier Beziehungs-Dimensionen (christliche Spiritualität, Gemeinschaft, Ökumene, Sendung zur Welt) das Gemeindeleben und die kirchlichen Strukturen prägen und nicht nur punktuell vorkommen. Einzelne Dimensionen lassen sich nicht ausblenden oder abspalten.“ Das heißt konkret: für den Vorsitzenden von Kirche für morgen kommt die Gemeinschaft vor Struktur. Strukturen dienten der Entfaltung von Kirche und sind kein Selbstzweck. Die Kirche als Gemeinschaft setze die Beteiligung der einzelnen Glieder voraus, alle können und sollen also etwas beitragen.

Zusammenfassend sagte Jens Schnabel über den Abend: „Schade war, dass sich die anderen drei Gesprächskreise auf das Thema Kirchenbild nicht wirklich eingelassen haben. Sie formulierten eher eine Art Wunschliste, wie sie sich Kirche vorstellen und verzichteten auf jede theologische Begründung. Die Reforminitiative „Kirche für morgen“ fordert schon seit langem, dass wir als Kirche konsequent neue Wege beschreiten müssen! Wir  brauchen überparochiale Gemeindeformen, Kirche an anderen Orten, Lebensweltgemeinden, „fresh expressions of church“. Nur so können wir den Ergebnissen der berühmt gewordenen Freiburger Studie ein positives Kirchenbild entgegensetzen.“

Der vierte und letzte Abend der Reihe „Kirche im Dialog“ findet am Freitag, den 27. September um 19.00 Uhr im Gemeindehaus Heininger Weg, Backnang, statt. Dabei wird der ehemalige Bundestagsabgeordnete Robert Antretter zu Thema „Vorbildliche Kirche heute“sprechen.

Wenn euch das Kirchenbild von Kfm interessiert und ihr mehr zu Kirche als Beziehungsgeschehen erfahren möchtet, dann könnt ihr hier unser Grundlagenpapier lesen.

Veranstaltungstipp: Kirche im Dialog mit Reinhold Krebs

Die Evangelische Kirche versteht sich als Kirche, die sich immer neu reformieren und erneuern muss. Reformen setzen eine genaue Analyse der Situation voraus, aber auch eine klare Idee oder gar Vision eines Kirchenbildes für die Zukunft. 2019 beschäftigt sich die Veranstaltungsreihe Kirche im Dialog mit der Evangelischen Kirche heute, morgen und übermorgen.

Nach der Auftaktveranstaltung am 4. April werden noch drei weitere Abende stattfinden, zu denen wir euch herzlich einladen möchten. Besonders freuen wir uns auf den nächsten Termin mit Reinhold Krebs vom Evangelischen Jugendwerk in Württemberg und vom Fresh X-Netzwerk e. V.

Wann: Freitag, 10. Mai 2019, 19.00 Uhr
Wo: Petruskirche, Waldstraße 13, 71522 Sachsenweiler
Thema:Kirche übermorgen: Neue Formen von Kirche – „fresh expressions“

Wir freuen uns auf den spannenden Abend mit Reinhold Krebs!

Kirche 2060 – Eine Stellungnahme von Jens Schnabel

Am 2. Mai wurde eine Studie des „Forschungszentrums Generationenverträge“ an der Universität Freiburg veröffentlicht (https://www.spiegel.de/…/kirchen-verlieren-bis-2060-die-hae…). Die darin enthaltene Projektion prognostiziert für das Jahr 2060 eine Halbierung der Kirchenmitgliederzahlen in Deutschland. Die größte Ursache für diese Entwicklung liegt nicht im demographischen Wandel, sondern in kircheneigenen Faktoren, allen voran, an der hohen Zahl der Kirchenaustritte, so die Studie.
Aus dieser Untersuchung wird deutlich, dass ein strukturelles „weiter so, wie bisher“, mit weniger Pfarrpersonen und Hauptamtlichen, der falsche Ansatz ist. Als Reforminitiative „Kirche für morgen“ fordern wir daher schon seit langem, dass wir als Kirche konsequent neue Wege beschreiten müssen!
Die Kirche muss den Auftrag annehmen, die Alltagsrelevanz des christlichen Glaubens für alle Menschen deutlich zu machen. Damit dies geschieht, braucht es christliche Aufbrüche in allen gesellschaftlichen Schichten und Milieus.
Die Inhalte des Glaubens sind maßgebend, nicht lieb gewordene Traditionen oder historische Strukturen. Neue Ideen und Formen gelebten Glaubens müssen zugelassen werden und auch die Finanzströme entsprechend gelenkt werden. „Kirche für morgen“ fordert deshalb, dass in der Kirche mindestens 10% aller finanziellen und personellen Mittel in neue Aufbrüche investiert werden.
Es ist sehr erfreulich, wenn in der Pressemeldung der Württembergischen Landeskirche zur Studie der Uni Freiburg (https://www.elk-wue.de/…) der jesustreff in Stuttgart (vgl. www.jesustreff.de) als positives Beispiel genannt wird. Solange aber diese Wertschätzung keine finanzielle Unterstützung beinhaltet, die vergleichbar mit traditionellen parochialen Gemeinden ist, ist der Wille zur Veränderung und zu neuen Aufbrüchen nicht erkennbar.
Ein weiterer wichtiger Aspekt für eine zukunftsfähige Kirche besteht in der Qualifikation der Ehren- und Hauptamtlichen. Ein Großteil aller Mitarbeitenden stammt aus wenigen Milieus und spricht auch nur Menschen aus diesen Milieus an. Es fehlt an Möglichkeiten der Qualifikation für Menschen aus anderen Milieus, Weiterbildungen für Pioniere, die neue Wege beschreiten wollen und es fehlt an alternativen Zugängen zu Pfarrberuf und Diakonat. Wenn die Kirche für alle Menschen da sein will, braucht es auch an dieser Stelle mehr Flexibilität und Weite.

Aus unserer Sicht reicht es nicht aus, unsere traditionellen Kirchengemeinden zu optimieren oder klassische kirchliche Sonderdienste (wie Krankenhausseelsorge, Studierendenarbeit oder kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt u.a.) auszubauen, wie dies die Offene Kirche fordert.
Die Kirche in Deutschland im Jahr 2060 mag kleiner sein. Sie soll trotzdem ihren Platz in der Gesellschaft haben. Daher brauchen wir heute schon überparochiale Gemeindeformen, Kirche an anderen Orten und neue Ausdrucksformen des Glaubens („fresh expressions of church“, kurz Fresh X), damit Menschen aus allen Milieus und gesellschaftlichen Schichten einen Zugang zu Glaube und Kirche finden.
Auch 2060 wird es in Deutschland viele Christen geben. Die Frage ist allerdings, ob sie bei uns in der Landeskirche eine Heimat finden, oder nicht.

Dr. Jens Schnabel, Gemeindepfarrer in Sindelfingen, 1. Vorsitzender von Kirche für morgen

Newsletter Frühjahrssynode 2019

Newsletter Frühjahrssynode 2019:

Von Donnerstag bis Samstag, 21. bis 23. März, kam im Stuttgarter Hospitalhof die Württembergische Evangelische Landessynode zu ihrer Frühjahrstagung zusammen.
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So war unser Forum am 7. April 2019

Kirche. Neu denken. Neu gestalten. Neu erleben.

Bereits bei der Ankunft der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an diesem frühlingshaften Sonntag im April ließ sich erahnen, dass ein guter Tag bevorsteht. Die Osterglocken auf dem Veranstaltungsgelände leuchteten im Licht der Morgensonne genauso gelb wie die Zitrone im Kfm-Logo.

Unter diesen idealen Bedingungen eröffnete der ARD-Journalist, evangelisch-freikirchliche Theologe und Buchautor Andreas Malessa gemeinsam mit dem Kfm-Synodalen und Leiter des Stuttgarter „Jesustreff“ Tobi Wörner das Forum mit einem inspirierenden Gottesdienst. Für musikalische Begleitung sorgte die Band „LUX Kollektiv“ und der urschwäbische Kabarettist Alfred Nägele bot den Gästen anschließend gemeinsam mit seiner Theatergruppe „Transparent“ humorvolle Unterhaltung.


Der Nachmittag begann mit einem Impulsreferat von Andreas Malessa zum Thema „Kirche – Neu gestalten“, welches durch drei thematische Eckpfeiler gekennzeichnet war: der Beruf der Pfarrerin oder des Pfarrers in der Zukunft, Risiken und Nebenwirkungen der angestrebten Strukturreformen und die Rolle von Ehrenamtlichen zwischen wachsender Verantwortung und Qualifizierung. Malessas Thesen mündeten anschließend in eine angeregte Frage- und Diskussionsrunde.

Eine Audioaufnahme des Impulsreferats von Andreas Malessa findet ihr unter diesem Link.


Auf die Nachmittagsstärkung aus Zitronenkuchen und -limonade folgte das Forums-Highlight: die Verleihung des Innovationspreises 2018. Mit dem Innovationspreis zeichnet Kfm Projekte und Initiativen aus, die Kirche in einer zeitgemäßen Form erlebbar machen. Den dritten Platz erreichte das kreative Projekt „Laufzeit“. Hier machen sich Läufer und Walker regelmäßig zusammen auf den Weg, um an einem idyllischen Treffpunkt in der Natur einen Gottesdienst der etwas anderen Art zu erleben. Bei aufgehender Sonne hören sie einen kleinen Input und feiern mit Reiswaffel und Tee ein Morgenmahl, um sich danach frisch gestärkt wieder auf den Heimweg zu machen.

Auf den zweiten Platz schaffte es der Kinderbauernhof am Brennlesberg, wo Kinder dank einem immensen Engagement von Christinnen und Christen den Kontakt zu verschiedenen Tieren spüren und genießen können.

Der erste Platz des Innovationspreises 2018, der mit 1000 € dotiert ist, ging an den laifHof. Der laifHof ist ein ehemaliger Bauernhof, auf dem durch Veranstaltungen und Angebote verschiedener Art eine lebendige Gemeinschaft entsteht. So probt dort regelmäßig ein Gospelchor, es findet ein kreativer Samstagnachmittag statt und auch in der Asylarbeit beteiligt sich der laifHof mit viel Engagement. Markus Brenner, der die Preisverleihung moderierte, lobte die Fülle der Bewerbungen und ermutigte alle Projekte und Initiativen dazu, sich ab jetzt für den Innovationspreis 2019 zu bewerben.

Zum Abschluss der Veranstaltung wurden die ersten 21 Synodalkandidatinnen und -kandidaten für die diesjährige Kirchenwahl am 1. Dezember auf der Bühne vorgestellt und mit einem Segen ausgesendet. Jens Schnabel, erster Vorsitzender von Kfm, rundete das Forum mit einigen Gedanken zum Hintergrund des Wortes „Adieu“ stimmungsvoll ab.

Innovationspreis 2019 – jetzt bewerben!

Ab jetzt könnt ihr euch wieder für den Innovationspreis 2019 bewerben, welcher frische, innovative Ideen auszeichnet und mit attraktiven Preisgeldern honoriert wird!

Hier findest du alle Informationen zu unserer Idee hinter diesem Projekt und wie ihr euch bewerben könnt.

Außerdem findest du hier die Preisträger des Innovationspreises 2018.

Die Umfrage zur Kirchenwahl 2019 ist geschlossen

Die Umfrage zur Kirchenwahl 2019 ist geschlossen.
Wir bedanken uns bei euch für das große Interesse, für das rege Weiterverbreiten der Umfrage und natürlich für all die engagierten und ausführlichen Antworten.
Für die kommenden Tage bedeutet das für uns: auswerten, auswerten, auswerten. Über 700 ausgefüllte Umfragen sind bei uns angekommen und wir sind sehr gespannt, wie eure Meinungen zur Evangelischen Kirche aussehen!

Wir wollen eure Geschichten hören!

Jeder Mensch hat schöne Geschichten und ganz besondere Erinnerungen, an die er gerne zurück denkt: An Weihnachten gemeinsam mit der Familie vor dem festlich geschmückten Weihnachtsbaum Weihnachtslieder singen, unter den ersten Strahlen der Frühlingssonne bunte Ostereier suchen. oder nach einem wunderbaren Gottesdienst den gemütlichen Sonntagnachmittag genießen.

Besonders Geschichten, die wir zusammen erlebt haben, bleiben uns stark in Erinnerung. Seit 18 Jahren beten, lachen und diskutieren wir bei Kirche für morgen gemeinsam und so durften wir mittlerweile zahlreiche schöne, spannende und bewegende Momente erleben. 

Welche Erinnerungen verbindet ihr mit Kirche für morgen? 

Was sind eure schönsten Erlebnisse, eure bewegendsten Erinnerungen, eure zitronigsten Anekdoten aus 18 Jahren Kirche für morgen? Uns interessiert, was ihr mit Kirche für morgen erlebt habt!

Wenn ihr Lust habt, eure Geschichten mit uns zu teilen, dann schreibt uns bis zum 31. Mai 2019 eine E-Mail an info@kirchefuermorgen.de. Mit eurer Zustimmung veröffentlichen wir die besten Storys anoynmisiert auf unserer Homepage, auf Facebook und auf Instagram .

Bleibt zitronig!